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"Das ist aber auch eine unübersichtliche Scheiße hier", fluchte ich leise vor mich hin, während ich im strömenden Regen über den Friedhof ging. Meine Haare waren bereits komplett nass und meine Kleidung klebte an mir.

Es war der größte Friedhof in unserer Gegend und dementsprechend war es nicht leicht, das Grab von Pascal zu finden.

Die Pfützen auf dem Schotterpfad wurden größer während ich die einzelnen Gänge abging und jeden einzelnen Namen las. Von Kindern, über junge Erwachsene, Familienvätern bis hin zu alten Menschen, welche an Altersschwäche starben war wirklich alles dabei. Der Gedanke daran, wie viele Menschen hier täglich herkommen, um zu trauern und sich von seinen Liebsten zu verabschieden lies mir eine Gänsehaut sprießen. Und nun war ich einer davon.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erblickte ich einen großen, weißen Grabstein. "Pascal Selaki", las ich leise, "geliebt und unvergessen" Vor dem Grabstein waren einige weiße Blumen gepflanzt. Wie auch Pascal werden sie, dank der Jahreszeit, nur ein kurzes Leben haben. Vorne standen zwei schwarze, runter gebrannte Grabkerzen. Ich konnte mir vorstellen, wie sie vor ein paar Tagen, zur Beerdigung lange brannten.

In mir stieg eine Art von Wut auf. Wut, darüber, dass so getan wurde, als hätten sie ihn geliebt. Geliebt? Dann hätten sie ihn mal besucht, wären für ihn da gewesen, in den letzten Monaten. Aber nein, alle haben sich verkrochen. Niemand war mal da, kein nettes Wort, weder von seiner Mutter, noch von Amy.

Sie sind traurig, sie vermissen ihn, jemanden, der es ihnen zu Lebzeiten nicht wert war, ihn besuchen zu kommen. Heuchelei ist das ganze, nichts weiter.

Ich legte meine Hand auf den Grabstein. Eigentlich glaube ich nicht an spirituelles, aber in dem Moment fühlte es sich richtig an. So begann ich, mit ihm zu reden.

"Pascal", flüsterte ich, "ich weiß nicht, wo du jetzt bist, und ob du mich dort hörst, aber ich will, dass du weißt, dass ich dich vermisse. Du fehlst mir. Es war eine schöne Zeit mit dir"

Mir lief eine Träne über die Wange. "Weißt du, ich hoffe, dass du letztendlich wirklich glücklich damit bist, wie es gelaufen ist. Ich habe Angst, dass du das nicht bist. Du bist ein guter Mensch und hast nichts schlechtes verdient"

Ich wartete kurz auf eine Reaktion, bis mir wieder klar wurde, dass nichts von ihm kommen kann.

"Deine Mutter wird mich wahrscheinlich anzeigen, weil sie der Meinung ist, dass ich dir das Leben genommen habe. Sie versteht mich nicht. Sie versteht uns nicht"

Ich nahm meine Hand zurück und ging ein paar Schritte nach hinten.

"Ich muss dann gehen, aber ich werde dich bald wieder besuchen"
 

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