mein vater war in meiner wahrnehmung immer der laid back part im elterngespann. ausserdem die ruhe selbst, auch unter stress oder sonstigen ausnahmesituationen. Krisen, was ist das? Erst mal luftholen. Für alles gibts ne lösung.
er achtete zB nicht so sehr auf gute leistungen, solange diese nicht in den keller sackten, eher darauf, dass eine gewisse balance im leben besteht, ansonsten konnte man fast alles tun was man wollte. Setze er aber mal limits, konnte ich die auch akzeptieren, weil er auch immer eine begründung dazu lieferte, die einsichtig war.
Meine älteren geschwister dagegen fanden, er sei durchaus sehr oft auch streng gewesen.
Das wäre die wahrnehmung, die ich von meiner mutter hatte. Sie organisierte die ganzen freizeitaktivitäten ihrer kids, und in dieser hinsicht gab es immer konfrontationen mit mir. Für mich war nie einsehbar, dass ich tennis spielen oder tanzen lernen sollte. Ich war mit meinen eigenen interessen immer sehr gut beschäftigt. Ganz besonders in der zeit nach der scheidung unserer eltern, als ich noch in ihrem haushalt lebte, spitzte sich das extrem zu.
Für mich war Mom streng und ein kontrollfreak. Auch ziemlich strikt, was regeln betraf und wie man sich gesellschaftlich entwickeln sollte. Das betraf auch die wahl der freunde, mit denen man sich umgab. Und da liess ich mir nie dazwischen reden.
Geschimpft hat Mutter jedoch nie. Schon gar nicht geschlagen. Sie hat wohl schon immer ein hohes mass an selbsbeherrschung, die sie selbst bei heftigen streitereien nie verlor. Vor allem war sie für mich sehr auf Karriere fixiert. Eine typische Geschäftsfrau, die auch das privatleben also solche in dem stil managte.
Allerdings musste ich das bild von ihr später revidieren, als sie mit meinem Bruder und ihrem Freund zu den Elchen in die abgeschiedenheit in den Norden Schwedens zog. Für mich war sie bis dahin eher der typ city slicker gewesen. Urbanität drang ihr aus den poren.
Sie arbeite zu der Zeit erfolgreich als Betriebsberaterin, und gab für Schweden ihren Job, allerdings nicht ihre Teilhaberschaft, auf, obwohl ich sicher weiss, dass sie lieber in eine der US-Metropolen an die Ostküste ausgewandert wäre.
Für mich fand in ihrem Fall ein paradigmenwechsel statt. Hm, vllt doch nicht so dramatisch, selbst unter Elchen gelang es ihr ein neues geschäft aufzutun.
Oder vereinfacht aus sicht eines märchens betrachtet, Vater war gut - die eigene Mutter die typische Stiefmutter. Kindliche, egozentrische wahrnehmung.