Aus gegebenem Anlass fühlte ich mich dazu bewegt, mal eine Art Sammel-/Info-Thread zum Thema Pro-Ana/Pro-Mia zu eröffnen.
1. Was ist Pro-Ana/Pro-Mia?
Manch einer wird es sich wahrscheinlich schon denken können. Pro-Ana bzw. Pro-Mia sind recht weit gefächerte Begriffe, die verschiedene Bewegungen bezeichnen, allerdings möchte ich mich in diesem Thread mit einer bestimmten Art auseinandersetzen. Manche Foren und Blogs, die sich als pro-ana bezeichnen, haben keinerlei schlechte Intentionen, sondern sollen vielmehr einen neutralen, urteilsfreien Raum für Betroffene von Anorexia nervosa (Magersucht) und/oder Bulimia nervosa (Bulimie, Ess-Brech-Sucht) darstellen, in dem sie sich austauschen können. Sie sind außerdem gegenüber psychologischer/psychiatrischer Intervention nicht abgeneigt, was ein weiterer zentraler Punkt in der Unterscheidung der beiden "Seiten" von Pro-Ana ist. Um diese Foren bzw. Blogs geht es mir in diesem Thread nicht.
Es geht mir um die "andere Seite der Münze", die vielen, vielen Pro-Ana-Seiten und Blogs, die Anorexie und Bulimie geradezu verherrlichen, diese nicht als Krankheit, sondern als "Lebensstil" sehen, und die Leser und Mitglieder anspornen oder gar dazu auffordern, weiter in diese Krankheit abzudriften. Wegen dieser Blogs habe ich mich dazu entschlossen, diesen Thread zu eröffnen, weil ich weiß, dass gerade recht junge Menschen für diese Art von Blog sehr ansprechbar (und beeinflussbar) sind und es ihnen vielleicht gar nicht auffällt, dass sie ungesundem Verhalten verfallen.
2. Was zeichnet also ein solches Forum/einen solchen Blog aus?
Generell, wie oben beschrieben, verherrlichen diese Blogs gerne Anorexie und/oder Bulimie. Oft finden sich in ihnen, mehr oder weniger versteckt, auch geradezu manifestartige Textbeiträge - ein "beliebtes" Textstück ist der "Brief von/an Ana" oder sogenannte "zehn Gebote", die sich auf Tipps, um dünn zu bleiben, konzentrieren. Diese sind keinesfalls
gesunde Methoden, um abzunehmen, und es ist am Besten, die Finger von ihnen zu lassen. Diese Texte sind oft in einer Art verfasst, die den Leser dazu treiben sollen, sich schuldig zu fühlen, wenn sie Hunger verspüren oder etwas gegessen haben.
Ein weiteres, zentrales Merkmal dieser Blogs sind "Thinspirations", abgekürzt als "thinspo". Bei diesen handelt es sich um Bilder, oft nachbearbeitet oder anderweitig retuschiert (Photoshop lässt grüßen), die sogenannte "body goals" darstellen. Für den normalen Betrachter sehen diese Figuren offensichtlich krank und abgemagert aus, auch ist die Nachbearbeitung oft recht einfach bemerkbar, allerdings setzen diese im Kopf einer sensiblen oder schon erkrankten Person fest, dass sie so auszusehen haben, und dass sie so aussehen
werden, sobald sie nur "dünn genug" sind. Ferner werden auch Mottos/Zitate als thinspo bezeichnet, so z. B. Mottos wie "Skip dinner, wake up thinner" (sinngemäß: "Lass das Abendessen ausfallen und du wirst dünner aufwachen") oder "Hunger hurts, but starving works". Oft werden diese auch als "thinlines" bezeichnet.
Einige weitere Merkmale, die aber nicht zwingend vorhanden sind, sind BMI-Rechner, Wettbewerbe, wer am dünnsten ist (= den niedrigsten BMI hat), "Gewichtstagebücher" und ein genereller Austausch zwischen Mitgliedern, in dem sie sich gegenseitig anspornen, noch mehr Gewicht zu verlieren.
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass
Pro-Ana-Foren nicht das Ziel haben, ihren Mitgliedern zu helfen. Sie lehnen professionelle Hilfe von außen kategorisch ab, da Anorexie für sie keine Krankheit ist. Diese Blogs und Foren sind besonders für junge Menschen sehr gefährlich, da sie mitunter Empathie und Unterstützung vortäuschen, wo sie dem Betroffenen von seinem Umfeld fehlt. Solltet ihr euch also in einem solchen Forum wiederfinden, rate ich davon ab, sich etwas davon zu Herzen zu nehmen. Dies ist aber natürlich leichter gesagt als getan, und deswegen werde ich hier nun ein paar Telefonnummern und Websites verlinken, die in einer gesunden Weise mit Essstörungen umgehen:
Allgemeine Telefonseelsorge Deutschland: 08 00 – 1 11 01 11 oder 1 11 02 22
Selbsthilfegruppe „Anonyme Esssüchtige“ in ganz Deutschland: 04 21 – 32 72 24
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 02 21 – 89 20 31
Website von ANAD mit Angebot der Telefonberatung:
https://www.anad.de/beratung/betroffene/telefonberatung/
