Ich bin aber mit vielen Zielsetzungen der Bewegung nicht einverstanden, kann sie auch aus wissenschaftlichen Gründen weder verstehen, noch gutheißen. Für mich ist vieles, was gefordert wird, blanker Populismus, welcher unvorhersehbare Folgen haben kann und sogar kontraproduktiv sein kann. Letztlich unterscheiden sich FFF-Hardliner für mich nicht von Leugnern des globalen Klimawandels, beide Extreme interessieren sich eher für Intuition, als für Fakten bzw. komplexe Zusammenhänge.
Mutige Aussage, vor allem, da du dich im weiteren nur auf die Landwirtschaft beziehst.
Es werden keine "Pestizide" mehr eingesetzt
Wieso setzt du Pestizide in Anführungszeichen? Bei uns randalieren gerade die Bauern weil man in BaWü verpflichtende Blumenwiesenstreifen und kein Glyphosat möchte
Die Diskussion um Glyphosat ist von den Bauern (das gebe ich hier mal zurück) rein ideologisch Geführt. Die Landwirtschaft ist so oder so schon eine gigantisches Subventionsgeschäft und am meisten profitieren davon aktuell die großen Bauern, da die EU Gelder hauptsächlich nach Fläche vergeben werden.
Die Behauptung: Wenn wir keine Glyphosat mehr einsetzen können gibt es bald gar keine Lebensmittel mehr ist einfach purer Bullshit.
Ganz umgekehrt ist es so, dass wenn wir unsere aktuelle Politik weiter fahren und die Insekten weiter sterben (und das ist nun wirklich nichts was irgendjemand leugnen kann), dann wird die Landwirtschaft vor einem Problem stehen.
Dadurch wird der mechanische Aufwand der Bestellung der Felder höher, durch Pflügen oder Hacken
Was ja zunächst einfach mnal kein Problem ist.
Das Pflügen ist ein tiefer und schwerwiegender Eingriff in den Lebensraum Boden, also auch kritisch für die meisten Bodenlebewesen
Und der Einsatz von Herbiziden und Pestiziden nicht? Ok.
Mehr mechanische Arbeit bedeutet einen deutlich höheren Dieselverbrauch, kurz anhand des KTBL-Dieselbedarfsrechners sind das:
- 19,7 Liter Diesel / Hektar beim Pflügen
- 1,3 Liter Diesel / Hektar beim Spritzen von Herbiziden (Unkrautvernichter)
Auch eher ein Pseudoargument. Wenn wir genug CO2 einsparen machen die paar Liter Diesel den Kohl eindeutig nicht mehr fett.
Die Erträge z.B. beim Weizen sind im Ökolandbau ca. 50% geringer als im konventionellen Landbau
[*]In Deutschland werden jährlich ca. 45 Millionen Tonnen Getreide produziert
- davon wurden 2018 ca. 4 Millionen Tonnen exportiert
- nach Umstellung auf Ökolandbau würde Deutschland also (optimistisch) 25 Millionen Tonnen Getreide produzieren
- es muss also Getreide oder Erntegut importiert werden, um die Nahrungsgüterproduktion aufrechtzuerhalten
Du gehst hier von einer falschen Annahme aus: und zwar, dass die Produktion gleich bleiben muss. Das ist aber nicht der Fall. Mit weniger Lebensmittelverschwendung und besserem Wahreneinsatz ließe sich das ganze bis zu einem gewissen Grad kompensieren.
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Gleichzeitig wird gefordert, den Fleischkonsum zu reduzieren. Klar, dies wird den Getreideverbrauch etwas senken, aber nicht mehr Getreide für die Produktion von z.B. Brot oder Nudeln freigeben, da z.B. nicht aus jedem Weizen Brot gebacken werden kann.
- Verfüttert wird ohnehin nur Futtergetreide, welches meist auf schlechteren Böden angebaut wird, auf denen kein Brotgetreide angebaut werden kann
Auch ein eher theoretisches Argument:
1. Weniger Anbau ist weniger Anbau. D.h. wir brauchen weniger Fläche, die dann der Natur zur Verfügung steht. Völlig egal wie qualitativ der Boden ist.
2. Die Mär vom "guten" und "schlechten" Boden ist ja auch nicht mehr so wirklich tragbar. Wenn man sich heute die Bodenqualität ansieht kann man direkt die Jahrzehntelange Überdüngung und viel zu intensive Nutzung feststellen. Auch bei "guten" Böden.
Wir müssen also Getreide importieren, welches dazu noch aus ökologisch fragwürdiger Herstellung außerhalb der EU kommt
- Da wir ein reiches Land sind, wird es für uns kein Problem sein, Getreide zu importieren.
- Dieses fehlt dann aber wieder in anderen Ländern um so mehr.
- also lieber brasilianisches Soja importieren, welches auf ehemaligen Regenwaldböden angebaut wird und massiv überdüngt wird?
Nö. Wie oben schon geschrieben: Es wird eigentlich jetzt schon viel zu viel Produziert. Hier könnte man sich easy gesund schrumpfen. Generell ist das auch ein eher billiges Argument, wie auch beim Strom (wo es genau so wenig stimmt) "Wir müssen dann alles von außen importieren und dann fehlt es da".
Wieso interessiert uns das dann eigentlich nur bei Importen, aber wenn unsere Geflügelbauern mit unserem Billigfleisch den afrikanischen Markt fluten und Millionen von Menschen ihre Lebensgrundlage wegnehmen ist das ok?
Was ich euch zeigen will: die Forderungen klingen super, toll, und erstrebenswert - aber sie können auch ins absolute Gegenteil verlaufen. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Deswegen bitte ich jeden, immer ein paar Schritte weiter zu denken, und nicht irgendwem hinterherzurennen, ohne sich über die Sachlage und Konsequenzen Gedanken zu machen. Wir leben in einer komplexen, globalisierten Welt. Alles steht zueinander in Korrelation. Das sollte niemand vergessen.
Da solltest du dich mal an die eigene Nase packen. Das liest sich hier mehr als ein Pamphlet der Vereinigung der konventionellen Bauern, als etwas, was wirklich "wissenschaftlich" fundiert ist.
Die "Fakten" sind:
- Wir produzieren eigentlich genug, müssten nur unserne Konsum besser steuern
- Im Moment wird massiv und überproportional "konventionelle" Landwirtschaft mit katastrophalem Tierwohl und verheerenden Folgen für die Natur gefördert
- Die Bölden sind kaputt. Und das eben nicht, weil man die Leute zwingt zu viel Bio zu machen, sondern weil die konventionelle Landwirtschaft sie ruiniert hat.
- Die Insektenpopulation ist massiv zurück gegangen. Und zwar direkt und unzweifelhaft wegen der gigantischen Monokulturen und dem Einsatz von Pestiziden und Herbiziden
- Alles auf "weiter so" wird nicht funktionieren. Und zwar sowohl beim Erzeuger als auch beim Verbraucher. Dinge müssen teurer werden. Dass ein Brot nicht mehr 99ct pro kg kosten kann muss einfach so sein.
- Es muss sich lohnen biologische Landwirtschaft zu machen und diese muss mehr subventioniert werden (auch bei kleineren Höfen) als die Konventionelle.
Ich komme selbst zwar nicht aus einem Landwirtschaftlichen Betrieb, hab aber bei welchen Mitgearbeitet und bin dort aufgewachsen. Mir ist klar, dass es unter den Bauern Existenzängste gibt und ein einfach so auf Bio Umsteigen nicht immer drin ist.
Die Realität ist hier aber, dass das Höfesterben nicht mit Bio, Naturschutz oder sonstwas zusammenhängt, sondern mit dem Preiskampf der überall vorherrscht und dem völlig falschen Einsatz von Subventionen.
Ist aber sehr unwahrscheinlich und nahezu unmöglich. Ich meine es gibt ja kaum erneuerbare Energien..
Ähm hä? Es gibt kaum erneuerbare Energien? Die Sonne liefert ungefähr das 10.000fache des Weltweiten Energiebedarfs.
Und interessanterweise steckt schon im Namen "erneuerbar" drin, dass die, in menschlichem Zeitempfinden gemessen, unendlich zur Verfügung stehen.
Öl und Kohle dagegen nicht.