Ick muss ehrlich sajen, früher hab ick mir immer jefracht warum die ollen immer ... so, nochmal hochdeutsch...
Ich hab mich früher immer gefragt, warum meine Oma immer gesagt hat, wir sollen uns gegenseitig (also außer uns Kindern damals) nix schenken. Jetzt kenn ich den Grund. Es ist einfach ein ungeheurer Stress, irgendwelche Geschenke für alle möglichen Leute zu finden, gerade, wenn man knapp bei Kasse ist oder man nicht genau weiß, was man denjenigen denn schenken könne.
Wir haben das jetzt so geregelt, dass Weihnachten, wie es sein sollte, das Fest der Liebe und Familie ist. Am Heiligabend treffen wir uns zusammen, trinken Kaffee, essen Plätzchen und Kuchen bzw. feiern Bescherung und singen Weihnachtslieder. Das ganze ist bei unserer Familie eine alte Tradition, wir und unsere Eltern haben das damals schon gemacht, als sie und wir Kinder waren.
Wir backen Plätzchen oder schlagen Weihnachtsbäume, wie meine Oma es bereits damals als Kind gemacht hat mit meinen Urgroßeltern. Für sie war die Weihnachtszeit damals eine sehr besinnliche Zeit mit der gewissen "Heimlichkeit". Als Kind in den 50ern gab es nicht viel, umso mehr hat man sich dann eben um die selbstgebauten Schlitten gefreut, welche es heute noch gibt (aber dafür keinen Schnee mehr
), oder um die selbstgeschnitzten Puppen.
Als Kinder haben wir unseren Urgroßeltern Weihnachtslieder oder Gedichte vorgetragen, sie haben selbst mitgesungen und sich sehr gefreut. Das war ein tolles Erlebnis. Heute machen wir das im Gedenken an sie, wir erzählen Geschichten aus alten Tagen. Für uns ist es, als säßen sie mit am Tisch, wie damals, und es ist ein wunderbares Gefühl. Sehr sentimental, auch manch ein Tränchen fließt, aber dennoch alles mit einem sehr positiven Gefühl. Die Geschenke stehen bei uns an letzter Stelle, und ich finde, so ist es auch gut.
In vielen Teilen der Gesellschaft hat sich der Kapitalismus mit seinen pervertierten Konsummustern leider so durchgesetzt, dass Kinder sich mehr auf die Geschenke freuen, als darauf, vielleicht mal die Oma oder Tante zu sehen, die man sonst kaum sieht (jetzt mal abgesehen von irgendwelchen Drachen aus der buckigen Verwandtschaft
).
Für mich und meine Familie ist die Weihnacht eben ein Fest der Familie, da werden alle Streitigkeiten oder Probleme ausgeblendet. Wenn wir am Tisch sitzen, ist alles harmonisch und der Alltag ausgeblendet, ganz egal, wie oft und hart man in mancher Sache diskutiert hat.